Die kulturelle Hauptstadt der Türkei ist ein Kaleidoskop aus Licht, Farben, Klängen und Düften. Ihr vom Wasser gesäumtes Stadtgebiet überspannt den Bosporus. Das bedeutende Handelszentrum an der Seidenstraße verbindet Europa mit Asien und das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer. Eine strategisch günstigere oder spektakulärere Lage ist kaum vorstellbar. Beeinflusst von 2700 Jahren Stadtgeschichte, die mit der Eroberung, kaiserlichen Macht und Zuwanderung prägende Umbrüche umfasst, erfinden Istanbuls kosmopolitische Einwohner sich und ihre reichen kulturellen Traditionen immer wieder neu.
Im Altstadtbezirk Sultanahmet wird Istanbuls vielschichtige Vergangenheit lebendig. Dort weist der große zentrale Sultan-Ahmet-Platz noch Spuren seiner einstigen Funktion als Hippodrom auf. In dieser riesigen Arena der Antike fanden Wagenrennen und Veranstaltungen statt, hauptsächlich in der byzantinischen Ära von 330 bis 1453, als Istanbul noch Konstantinopel hieß und Hauptstadt des mächtigen Oströmischen Reiches war.
An einem Ende des begrünten Platzes steht die majestätische Hagia Sophia. Als die Osmanen 1453 Konstantinopel eroberten, benannten sie die Stadt in Istanbul um und verwandelten die ursprünglich östlich-orthodoxe Kathedrale aus dem 6. Jahrhundert in eine Moschee. Heute ist sie ein Museum. Am anderen Ende des Platzes befindet sich die auch als Blaue Moschee bekannte Sultan-Ahmed-Moschee, ein Musterbeispiel osmanischer Architektur mit 13 Kuppeln, sechs Minaretten und einem atemberaubenden, mit bemalten Fliesen verkleideten Innenraum.
Etwas weiter nördlich liegt der Topkapı-Palast, die ehemalige Residenz der Sultane des Osmanischen Reichs. In seinen prächtigen Gebäuden sind heute osmanische und islamische Artefakte ausgestellt. Wer – im wahrsten Sinne des Wortes – noch tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, besucht die riesige unterirdische Cisterna Basilica aus dem 6. Jahrhundert. Viele ihrer 336 Marmorsäulen stammen aus ehemaligen Tempeln. Durch diese frühe Form von Upcycling wurde aus einem Wasserversorgungssystem ein unterirdisches Museum mit einzigartiger Atmosphäre.
Die Galatabrücke überspannt den natürlichen Hafen des Goldenen Horns und verbindet Sultanahmet mit Istanbuls modernen europäischen Stadtteilen. In Beyoğlu bietet der Galataturm aus dem 5. Jahrhundert einen herrlichen Panoramablick über das kosmopolitische Viertel. Ihm zu Füßen beherbergen Gebäude aller erdenklichen Architekturstile trendige Läden und Restaurants. Die Fußgängerzone İstiklal Caddesi schlängelt sich durch Beyoğlu in Richtung Taksim-Platz, dem pulsierenden Herzstück des modernen Istanbuls.
Beşiktaş und Ortaköy erstrecken sich in nordöstlicher Richtung an der Küste entlang. In Beşiktaş erforscht Istanbuls Marinemuseum die Seefahrtsgeschichte der Stadt, und Ortaköy liegt am westlichen Ende der Bosporus-Brücke (Brücke der Märtyrer des 15. Juli), die Europa und Asien verbindet. Bevor die 1,5 Kilometer lange Hängebrücke 1973 vollendet wurde, konnte man die Meerenge nur per Boot überqueren, und das ist nach wie vor eine unterhaltsame Art, die Kontinente zu wechseln. Auf der asiatischen Seite ist der liberale Stadtteil Kadıköy für seine charmanten Bars und Restaurants bekannt.
Talentierte junge Köche begeistern Istanbuls Foodie-Szene mit kreativen Interpretationen altehrwürdiger türkischer Rezepte. Die alten Tavernen oder Meyhanes, wo es Meze-Platten, Raki und Livemusik gibt, konkurrieren heute mit angesagten Nightlife-Locations. Traditionelle Cafés, die noch süßen türkischen Kaffee in kleinen Tassen servieren, findet man ebenso oft wie Mikroröstereien mit fair gehandelten Frappés und hausgemachten Croissants. Das klassische Streetfood erfreut sich jedoch ungebrochener Beliebtheit. Unten am Wasser duftet es nach balık ekmek, einem Sandwich mit gegrilltem Fisch und Zwiebeln, das besonders an kalten Tagen einfach himmlisch schmeckt. Gegrillter Mais und Kastanien knistern auf offenem Feuern, und an jeder Ecke locken Simit-Brote, Böreks und Kebabs.
Istanbul ist von einer Umbruchsstimmung geprägt, die Tradition und Moderne vereint. Das ist auch beim Einkaufsbummel spürbar. Es macht nach wie vor großen Spaß, im Ägyptischen Basar aus dem 17. Jahrhundert Gewürze oder Lokum einzukaufen, und beim Teppichkauf im Großen Basar können Sie immer noch nach Herzenslust feilschen. Doch Istanbuls urbane junge Leute besuchen lieber die angesagten Boutiquen, Designerläden und Einkaufszentren auf der modernen Seite der Galatabrücke.